B 271 neu – ein Straßenprojekt aus einer anderen Zeit
Während die Planung der B 271 zwischen Ungstein und Kallstadt seit Jahrzehnten auf der Stelle tritt, ist die Realität längst weitergezogen. Klimakrise, Artenschwund, steigende Flächenversiegelung – all das macht deutlich, dass wir andere Antworten brauchen als den Bau einer Neubaustraße durch wertvolle Weinbergslandschaften.
Und doch wird ein Planungsprozess weitergeführt, der in seinen Grundzügen seit den 1990er-Jahren festgeschrieben ist. Dass solche überholten Beschlüsse immer noch als Planungsbasis gelten, obwohl sich die Umweltgesetze, Verkehrsgewohnheiten und gesellschaftlichen Prioritäten radikal verändert haben, zeigt: Dieses Projekt ist aus der Zeit gefallen.
Mehrheit in Kallstadt gegen die B 271 neu
Besonders bemerkenswert: Selbst in Kallstadt, wo die Weinstraße seit Jahren von dichtem Durchgangsverkehr belastet ist, lehnt eine Mehrheit der Bevölkerung den Neubau ab. Das hat eine aktuelle Umfrage der Gemeinde ergeben. Die Sorgen betreffen vor allem den massiven Eingriff in Natur und Landschaft sowie die Zerstörung von Lebensräumen geschützter Arten wie Rebhühnern, Fledermäusen oder seltenen Insekten.
Das geplante Straßenband würde ökologische Korridore zerschneiden, das Landschaftsbild unwiederbringlich verändern und den Charakter unserer Kulturlandschaft schwächen – all das für ein Projekt, dessen verkehrliche Wirkung stark umstritten ist.
Ein Verfahren im Stillstand
Die erste Offenlage im Januar 2023 löste eine Welle der Kritik aus – rund 1 700 Einwendungen gingen beim Landesbetrieb Mobilität (LBM) ein. Daraufhin sollten zahlreiche Änderungen eingearbeitet und neue Gutachten erstellt werden. Eigentlich war für Frühjahr 2025 die zweite Offenlage geplant – doch nun steht fest: Auch dieser Termin wird nicht gehalten.
Die Gründe: fehlender Konsens mit der Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd, Personalmangel und die Notwendigkeit, veraltete Gutachten vollständig neu zu erstellen. Besonders der Bereich Landespflege und Naturschutz blockiert derzeit den Prozess – was angesichts der gewachsenen rechtlichen Anforderungen nur konsequent ist.
Zeit, umzudenken
Die Region verändert sich: Nachhaltiger Tourismus, sanfte Mobilität und der Schutz unserer Kulturlandschaft stehen hoch im Kurs. Eine neue vierspurige Bundesstraße mitten durch das Herz der Weinstraße passt nicht in dieses Bild.
Stattdessen brauchen wir Lösungen, die den Verkehr zielgerichtet lenken, ohne Natur und Kultur zu opfern. Dazu gehören die konsequente Optimierung bestehender Trassen, intelligente Verkehrslenkung, Ausbau des ÖPNV und vor allem eine Planung, die aktuelle gesetzliche und ökologische Rahmenbedingungen berücksichtigt – nicht die von vor 30 Jahren.
Pro-Ost sagt: Zukunft statt Beton
Wir als Bürgerinitiative Pro-Ost e.V. fordern, dieses überholte Projekt zu stoppen und den Fokus auf zukunftsfähige Mobilitätskonzepte zu legen. Die Planungsverfahren dürfen nicht länger an den Interessen der Menschen, der Umwelt und der Region vorbeigehen.
Die B 271 neu ist nicht nur ein Straßenbauprojekt – sie ist ein Symbol für eine Planungsmentalität, die wir uns in Zeiten von Klimakrise und Artensterben nicht mehr leisten können. Es ist Zeit für einen klaren Kurswechsel.